Fatigue-Behandlung mit Sport

Bei Fatigue hilft nur Sport

Fatigue ist häufiger als viele denken. Je nach Krebs- und Behandlungsart leiden 25-99% (1) während der Behandlung und 17-30% (2) nach überstandener Krankheit unter Fatigue. Ob Fatigue durch die Erkrankung selbst oder als Nebenwirkung der Behandlung entsteht, ist noch unklar.

Das National Comprehensive Cancer Network definiert Fatigue als subjektives Gefühl von physischer, emotionaler und kognitiver Müdigkeit und Erschöpfung. Fatigue entsteht durch die Erkrankung und deren Therapie und steht in keiner Relation zu physisch erbrachter Leistung und kann auch durch Schlafphasen nicht kompensiert werden.

Heißt im Klartext, wenn man sich nach einem Marathon müde fühlt, ist das normal.  Wenn sich ein Krebspatient generell müde, schlapp und ausgelaugt fühlt, ganz egal was er vorher getan hat, dann nennt man das Fatigue.

Und fast jeder ist davon betroffen….

Was wirkt gegen Fatigue?

Das einzige, wirklich wirksame Gegenmittel ist Sport und körperliche Aktivität!

In den vergangenen Jahren wurde der Zusammenhang in vielen Studien intensiv untersucht. Bei Brustkrebs und Prostatakrebs sowie Leukämien und Lymphomen konnte eine Wirksamkeit nachgewiesen werden. (3)
Bei anderen Krebsarten liegen noch nicht ausreichend Ergebnisse vor, aber es zeigt sich ein positiver Trend.

Wie wirkt Sport gegen Fatigue?

Körperliche Aktivität erhöht die Ausschüttung von IL-6 (Interleukin 6). IL-6 ist ein wichtiger Regulator im Kohlehydrat-, Eiweiß- und Fettstoffwechsels. (4)

Bewegung blockt die Expression von pro-entzündlichen Signalstoffen. Entzündungsreaktionen werden also gehemmt.

Außerdem werden vermehrt Botenstoffe ausgeschüttet, die die Neubildung von Nervenzellen, Gefäßen (5) und Stammzellen anregen.

Die Nebenwirkungen von diversen Krebstherapien werden durch Sport abgeschwächt. Im Zusammenhang mit dem Fatiguesyndrom scheint es eine besondere Rolle zu spielen, dass Bewegung dem Muskelabbau, den das Chemotherapeutikum Doxorubicin verursacht, entgegenwirkt.

Wieviel Sport hilft?

Wie viel und welchen Sport für den Einzelnen das Richtige ist, kann man pauschal nicht sagen.

Es sollte ein individuelles Bewegungsprogramm zusammengestellt werden, dass Ausdauertraining, Kraft- und Dehnübungen beinhaltet.

Bei guter körperlicher Verfassung können intensivere Belastungen durchgeführt werden. Bei stärkeren Einschränkungen kann man auf ein Intervalltraining mit längeren Erholungsphasen zurückgreifen. Nach einer Eingewöhnungsphase sollten die Trainingszeiten kontinuierlich gesteigert werden.
Einige Effekte wie der Muskelaufbau und eine bessere Ausdauer treten erst nach 2-3 Trainingsmonaten auf. Andere Effekte wie eine Stimmungsaufhellung sind zum Glück aber gleich zu spüren, also nix wie los.

Hierbei gilt: je früher, desto besser!

Quellen:

(1) Freerk et al, Körperliche Aktivität und Sport in der Onkologie unter besonderer Berücksichtigung der Regenerationseffekte und Prognose – eine Übersicht, 2012, Karl F. Haug Verlag

(2) Cella et al. 2001

(3) Cramp und Daniel 2008, Speck et al. 2010

(4) Wood et al. 2009

(5) Grote und Hannan, 2007

Ein Beitrag von: Eva, Ärztin bei Herodikos